Buchempfehlungen für Menschen, die 2023 endlich mehr lesen wollen
Ich verrate euch ein Geheimnis: Ich tue mir mit dem Lesen schwer. Und das, obwohl ich Lesen liebe. Aber die Aufmerksamkeitsspanne eines Cartoon-Eichhörnchens hat mich lange ganz davon abgehalten, überhaupt ein Buch aufzuschlagen. Was ja mal echt keine Option ist.
Also versuche ich seit ein paar Jahren endlich wieder mehr zu lesen und das irgendwie als Gewohnheit in meinen Alltag einzubauen. Mit schwankendem Erfolg, wie der Stapel angefangener und nie beendeter Bücher in meinem Regal beweist. Der mit den beendeten ist allerdings höher.
Anyway, falls du in Zeiten von Smartphone-Benachrichtigungen auch Probleme mit dem Lesen hast, habe ich einen super originellen Tipp für dich: Lies nicht gleich Krieg und Frieden oder andere Bücher, die symbolisch für schwer zugängliche Literaturklassiker stehen, sondern gute Bücher, die gut unterhalten. Zum Beispiel...
Der Spion der aus der Kälte von John le Carré
Die Romane von John Le Carre lesen sich wie in der Wintersonne weichgewordene Butter, in die man frisch geschnittenes Brot tunkt, oder wie auch immer das Sprichwort geht. Jedenfalls in einem Rutsch weg. Besonders seinen Klassiker "Der Spion der aus der Kälte kam" bekommt man entgegen der fettigen Metapher kaum aus den Fingern, so spannend und gleichzeitig kühl beobachtend ist das.
Die gute Laune eines Bond-Abenteuers darf man vom Briten Le Carre allerdings nicht erwarten, eher das Gegenteil. Statt auf glamourösen Bällen spielt "Der Spion, der aus der Kälte kam" in britischen Bürokratenstuben und bewachten Hinterzimmern der Staatssicherheit. Und am Ende Ost und West, Kapitalisten und Kommunisten, Ex-Nazis und Alliierte im Nachkriegseuropa doch irgendwie einig... aber das wäre ein Spoiler.
Im Grunde gut von Rutger Bregman
Wer nach so viel Spionage-Zynismus den Glauben an das gute in der Welt verliert, macht am besten mit "Im Grunde gut" von Rudger Bregman weiter. Diese kurze Geschichte der Menschheit versucht eine These zu belegen, die zwischen Klimawandel und schwer zu glauben scheint: Ja, doch, die Menschen sind im Grunde halt gut.
Bregmann baut seine Argumentation auf einem Fundament von Geschichten auf, die seine These belegen sollen, und räumt dabei auch mit einigen falsch überlieferten Geschichten auf. Denn auch hinter vermeintlichen Beweisen für unsere gesellschaftliche Verkommenheit steckt oft viel mehr. Das ist nicht nur unterhaltsam, sondern sorgt auch für die dringend benötigte Portion Optimismus.
How Much of These Hills Is Gold von C Pam Zhang
Eins der Bücher, das ich im letzten Jahr am eifrigsten verschlungen habe, obwohl es eigentlich garnichtmalso unfordernd ist, war How Much of These Hills Is Gold (oder zu Deutsch "Wieviel von diesen Hügeln ist Gold"), der Debütroman von C Pam Zhang. (Randnotiz: Nicht alles schlecht am Fernsehen, weil ich das Buch zufällig über irgendsoeine öffentlichrechtliche Kultursendung entdeckt habe.)
Jedenfalls geht's in dem Neo-Western-Roman um so einiges. Geschlechtsidentität und Rollenbilder, Migration und Ausgrenzung, Gewalt an und in Familien, Tod und Abschied. Schwere und komplexe Themen, die der Roman trotz der teils grausamen Ereignisse fesselnd erzählt. Klingt widersprüchlich, ist aber genau dehalb so gut – und bleibt nicht nur wegen des Endes lange als Goldstück im Kopf zurück.
Fallensteller von Saša Stanišić
336 Seiten, möglicherweise im Englischen Original, puh, danach müssen wir das Tempo erstmal runterfahren. Wie wär's mit einer Kurzgeschichtensammlung? Saša Stanišić hat sich erst mit Herkunft und dann allen seinen anderen Büchern im Jahr 2022 zu meinem Lieblingsautoren gemausert. Seine Geschichten sind klug, witzig, manchmal ein bisschen anstrengend und ständig gedankenspringend ohne den Faden zu verlieren.
Fallensteller könnte deshalb ein guter Einstieg in das Ouvre des Buchpreisträgers sein. Weil man es alle paar Seiten an einem Kapitelumbruch weglegen kann, wenn einen die Schreibe dann doch nervt, oder man einen Kaffee kochen will oder noch eine Folge The Crown gucken oder halt was anderes machen als lesen. Oder man liest noch eine der klugen, witzigen, manchmal ein bisschen anstrengenden und ständig gedankenspringend ohne den Faden zu verlierenden Geschichten über Umweltaktivist*innen und Zauber*innen und Brandenburger*innen und halt den Fallensteller.
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