Fotografieren ist was anders als Fotos zu machen
Seit pimaldaumen einem halben Jahr fotografiere ich regelmäßig. Nicht zufällig, sondern gerade weil ich auf analoge Filmkameras umgestiegen bin. Über die letzten paar Wochen hatte ich fast immer eine Kamera dabei um die alltäglichsten Dinge abzulichten. Hier ist das, was ich dabei für festhaltenswert hielt:
Oh, achso, ja...
Nachdem ich wochenlang mit der kleinen, rotzigen, sehr billig per Kleinanzeige geschossenen Ricoh 500 G Schnappschüsse gemacht habe, musste ich feststellen, dass ich gar keine Schnappschüsse gemacht habe. Denn ich hab, naja, ich hab den Song ja schon in der Überschrift zitiert, den Farbfilm vergessen.
Das merkte ich erst, als sich die Kamera für immer neue vermeintliche Schnappschüsse nachspannen ließ, irgendwann nach dem sechsunddreißigsten und theoretisch letzten Bild auf der Rolle Kodak Color Plus 200 vom Drogeriemarkt.
Was für ca. 36 bis 40 Fotos ich ohne diese weiterhin in einer Schublade bei mir zuhause liegenden Rolle Film alle nicht gemacht habe, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Sicherlich waren ca. 25 Prozent ganz ordentliche dabei und der Rest, nun ja, Erinnerungen, wenn auch keine besonders vorzeigbaren.
Interessanter als nach den letzten Erinnerungsfetzen zu kramen (wann und wo hatte ich in welcher Tasche nochmal diese praktisch taschengroße Kamera?) ist die Frage, warum ich mich über diesen wirklich saudoofen Ferhler überhaupt nicht ärgere. Denn normalerweise tue ich das bei saudoofen Fehlern.
Vielleicht liegt es daran, dass ich lieber fotografiere als zu fotografieren.
Ich liebe es, beim Spazierengehen die Straßen, durch die ich schon zigmal gegangen bin, mit anderen Augen zu sehen oder einen Umweg zu machen, weil sich dort vielleicht ein neues Motiv verbirgt. Und es macht mir Spaß, meinen Blick durch den Sucher zu verengen und zu weiten und zu rahmen und vielleicht sogar festzuhalten, aber das muss gar nicht sein, weil ich soweiso oft genug gar nicht abdrücke.
Ich bin glücklich und stolz, wenn ich die Scans eines entwickelten Films aus dem Labor zurückbekomme und unter all den unscharfen, überbelichteten und uninteressanten Fotos einige wenige finde, die mir so gut gefallen, dass ich das Selbstvertrauen habe, sie mit anderen zu teilen.
Aber all die schlechten oder nichtgemachten Fotos bringen mir genauso viel. Aber eben wirklich einzig und allein mir.
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